Juni

Samstag, 18.06.16

Update Über Mein Leben

Vor einer Woche habe ich den dritten Quartalsbericht abgeschickt. Hier ein Ausschnitt, der meinen momentanen Arbeitsalltag beschreibt:

Meine NGO hat drei Schulen: Die erste ist 30 Minuten vom Stadtzentrum entfernt und befindet sich quasi in der „Vorstadt“; die zweite ist weitere 30 Minuten entfernt und befindet sich in einem kleinen Dorf namens „Som Rhoung“. Um die dritte Schule zu erreichen, fährt man von Som Rhoung aus etwa nochmal 30 Minuten. Dort wird die Schule gerade neben einem ziemlich neuen, großen Tempel gebaut. 

Weil wir keine Freiwilligen haben, und Gwen zu uns gekommen ist, muss jemand zu SCAO2 gehen, damit Anna dort nicht alleine leben muss. Eine andere Möglichkeit wäre auch, dass Anna ins Volunteerhouse zieht und immer hin und her fährt. Was aber abends schwierig werden könnte wegen Dunkelheit und Regen. Außerdem würde dann der Haushälter alleine leben. Also haben wir beschlossen, dass ich zu SCAO2 gehe, bis eine neue Freiwillige kommt. Was  Ende Juni sein wird. Ich habe mich dafür entschieden, weil ich sowieso wissen wollte, wie das Leben auf dem Dorf ist, ich hatte große Lust im Dorf zu leben und zu arbeiten. 

Doch meine letzten Tage in SCAO1 waren extrem toll, und ich wollte gar nicht weg gehen. Ich bin jetzt seit zwei Wochen in SCAO2, aber seit dem ist fast kein Tag vergangen, wo ich nicht auch in der Stadt oder bei SCAO1 war. Ich unterrichte zusammen mit Anna die Preschool um 10.30AM. Sehr junge Kinder, die nur kommen, um Spaß zu haben, und mir dabei bis jetzt noch überhaupt keinen Spaß bereitet haben, haha. Inzwischen ist mir klar geworden, dass das keine Preschool, sondern einfach ein Kindergarten ist, und ich absolut keine Erwartungen an die Kinder haben darf. Seitdem bin ich ihnen nicht mehr böse, wenn sie absolut keine Motivation zum Lernen haben, aber trotzdem weiß ich, dass ich keine Kindergärtnerin werden will. Kleine Kinder sind so egoistisch und brutal und ja klar, sie können auch seeehr niedlich und lieb sein. Danach übernehme ich manchmal die 11.30AM- Klasse: Eine ABC-Advanced Klasse, die auf einem ähnlichen Level ist, wie meine ABC-Advanced Klasse in SCAO1, nur ein bisschen älter und disziplinierter, die machen mir sehr viel Spaß. Danach ist Pause bis 5.30PM, dann findet meine Elementary-Klasse statt, mit der ich mich auch sehr gut verstehe. Das Unterrichten ist ganz anders, als in SCAO1. Die Klassen sind viel, viel kleiner. Momentan herrscht ein bisschen Schülermangel in SCAO2. 

In SCAO1 hingegen herrscht Freiwilligen-Mangel. Dazu kommt, dass ich für meine Social-Media-Arbeit für SCAO auch Wifi brauche, was in SCAO2 nicht gegeben ist. Deshalb war ich die letzten Wochen immer mal wieder in meiner Pause zwischen 12PM und 5PM bei SCAO1, um zu unterrichten, das Haus sauber zu halten, Facebook-Posts zu schreiben und den Newsletter fertig zu machen. 

Ich bin mit meiner Tätigkeit zufrieden. Ich fühle mich nur etwas schlecht, weil ich in SCAO1 mehr gebraucht werde, was Unterrichten angeht. Deswegen helfe ich dort aus, so oft ich kann, ohne Anna hier alleine zu lassen, haha. Ich verstehe mich mit den Leuten im Dorf auch sehr gut, sowie mit den Schülern, mir gefällt das Leben auf dem Dorf auch sehr gut. Aber doch fühlt es sich immer wieder nach „Nach Hause kommen“ an, wenn ich wieder zu SCAO1 fahre.

Meine Freizeit unter der Woche verbringe ich in SCAO2 damit, unserer Köchin Rann beim Kochen zuzugucken, zu helfen und neue Rezepte zu lernen. Das Highlight war, als wir am Montagmorgen Fresh Springrolls gemacht haben. Superlecker! Mit ihr lerne ich auch ganz viele neue Wörter, ebenso mit Sovanred, dem Haushälter von SCAO2. Ihm haben wir auch Rumycup beigebracht. 

Sovanred verbringt viel seiner Zeit bei den Nachbarn, weswegen auch mein Draht zu den Nachbarn ganz gut ist. Anfang der Woche wollte ich einen Arzt aufsuchen, weil meine Wunden an meinen Füßen sich sehr entzündet haben und ich sie von einem Doktor reinigen lassen wollte. In der Hoffnung Sovanred dort aufzufinden, ging ich rüber zu den Nachbarn. Dort wurde ich freudig begrüßt, doch Sovanred war nicht anwesend. Also erklärte ich ihnen mein Problem, und wurde prompt zum nächsten Arzt gefahren. War leider nur eine Apotheke, und Medizin hab ich selbst, war also nicht ganz so hilfreich. Trotzdem total lieb! 

Außerdem verbringe ich natürlich viel Zeit mit Anna, und ich habe endlich wieder angefangen zu malen und zu zeichnen, was zum einen daran liegt, dass ich weniger Stunden habe, aber vor allem auch daran, dass ich keinen Haushalt führen muss und dass ich kein Wifi für meinen Laptop und kein funktionierendes Handy besitze, wodurch das Online-Leben auf fast 0 beschränkt wird. Weswegen ich Zeit für andere Dinge habe.

Abends nach meiner Klasse um 6.30 gehe ich aufs Dach und mache Sport in den Sonnenuntergang rein. Will nämlich abnehmen, bis ich wieder nach Hause komme. Ich denke übrigens sehr viel an Zuhause, gucke nachts im Bett alte Bilder durch und lese mir meine Tagebucheinträge von vor genau einem Jahr durch. Ich bin an dem gleichen Punkt: Der Punkt, an dem sich die bevorstehende Abreise genauso anfühlt, wie vor einem Jahr in Deutschland: Ich will nicht weg, ich fühle mich hier grade so wohl mit meinem Leben, meinen Freunden, allem was grade so passiert, es passiert sehr gut. Und doch freue ich mich darauf, wieder zurück zu gehen. So wie ich mich gefreut habe, nach Kambodscha zu gehen, aber gleichzeitig nicht aus Deutschland weg wollte, so freue ich mich jetzt darauf, nach Deutschland zurück zu gehen, aber will nicht aus Kambodscha weg. Genauso, wie es damals gut war zu wissen, dass ich nur ein Jahr aus meinem geliebten deutschen Freundeskreis gerissen sein werde, so ist es jetzt gut zu wissen, dass ich in einem halben Jahr wieder nach Kambodscha zurückkehren werde.

Außerhalb der normalen Arbeitswoche

Außerhalb der normalen Arbeitswoche unternehme ich sehr viel mit Lucy, der irischen Mitfreiwilligen in SCAO1. Obwohl wir so unterschiedlich aussehen und auch unterschiedlich sind, gibt es eine Ebene auf der wir unglaublich gleich sind und uns extrem gut verstehen. Wir verbringen unsere Wochenenden, indem wir einfach losgehen. Beziehungsweise fahren. Und anhalten, wo wir was Interessantes sehen, uns hinsetzten, wo wir uns noch nie hingesetzt haben, und Märkte ausprobieren, die wir nie zuvor gesehen haben, in Parks spazieren gehen, an denen wir sonst immer nur vorbei gefahren sind. Zu JavaCafe fahren, um dort einen Muffin zu kaufen und Game of Thrones zu gucken. Wasserfarben kaufen, um für das Irland-EM-Spiel Flaggen ins Gesicht malen zu können, aber erst müssen die Farben getestet werden, was tun? Lucy in einen Tiger verwandeln. Workout im Hostel. Mit Klamotten schwimmen gehen und danach komplett durchnässt durchs nächtliche Phnom Penh fahren, damit wir nicht mit nassen Haaren ins Bett müssen #smart. Mission für dieses Wochenende ist es, Badmintonschläger zu finden und zu kaufen und ein Café von einer NGO zu besuchen, die Opfer von Prositution auffängt und ihnen einen Job gibt.

Schwierigkeiten oder Probleme?

Ja, defintiv. Ende Mai sind Einbrecher meine Fenster hochgeklettert. Während ich geschlafen habe, haben sie von 2 Fenstern aus von der einen Seite mein Handy und von der anderen Seite mein Geld und meine Moto-ID-Card gestohlen. Direkt ein paar Zentimeterchen entfernt von meinem schlafenden Körper. Das war ärgerlich, vor allem weil das mein drittes verlorenes Handy ist. Die Woche darauf haben wir einen Sleepover mit den Kids von Sameth gemacht, die drei Mädchen haben zusammen mit Lucy in ihrem Zimmer gepennt, weil dort der meiste Platz ist. Am nächsten Morgen verließen sie das Haus früher, um zur Schule zu gehen. Auf ihren Weg nach Hause sahen sie, dass unsere Küchentür komplett offen stand. Lucys Laptop und ein SCAO Laptop waren weg. Außerdem Gwens Moto. Die Einbrecher sind in Lucys Zimmer gegangen und haben ihren Laptop neben ihrem Kopf weggeklaut. Während 4 Mädchen in dem Zimmer geschlafen haben. Wir waren alle sehr geschockt und haben den nächsten Tag bei der Polizei verbracht, um Papierkram zu erledigen. Zum Glück war danach Wochenende, sodass wir keine weitere Nacht in dem Haus schlafen mussten.

Wir haben lange zusammen mit den Bossen der Organisation über Maßnahmen nachgedacht und uns jetzt auf spezielle Schlösser geeinigt. Das ist jetzt zwei Wochen her und seit dem ist nichts mehr passiert. Die Küchentür wurde zugeschweißt, die wird so schnell niemand mehr öffnen können, haha.

Ausflug zur Countryside No2

Seit August schlafen wir jedes Wochenende im gleichen Hostel und verstehen uns dementsprechend gut mit dem Personal. Einer der Jungs heißt Pisey (19) und sein Cousin Jhony (Mitte 20). Vor zwei Wochen haben sie mich eingeladen, mit auf die Countryside zu kommen, in das Dorf ihrer Familie, denn dort fand ein großes Theater statt. Ich bin auf meinem eigenen Moto hingefahren und Jhony vor mir auf seinem, das sind ungefähr anderthalb Stunden Fahrt vom Hostel aus. Wir sind durch ein Gewitter durchgefahren. Es hat mega gestürmt, ich musste meinen zu großen Helm festhalten, und aufpassen, nicht von der Fahrbahn gepustet zu werden. Geregnet hat es nicht. Aber das Licht, die Landschaft, die Wolken, die Blitze, der Wind, der wirbelnde Sand, das alles war fantastisch. Ich konnte gar nicht aufhören zu grinsen. Ich bin mit Jhony gekommen, deshalb habe ich bei seinem Haus auf Pisey gewartet. Jhonys Bruder hat ein deutsches Mädchen geheiratet und lebt jetzt in Deutschland. Das riesige Bild ihrer Khmer Hochzeit hängt in dem Haus von Jhonys Mutter. Daneben steht das Haus von Jhonys Schwester und dahinter das Haus von Jhonys Großmutter. Bevor er in meinem Hostel gearbeitet hat, war er Tourguide oderso. Seine Firma hat seiner Familie einen Brunnen gespendet, der im Innenhof zwischen den drei Häusern steht. Die ganze Nachbarschaft darf ihn mitbenutzen. Daneben stehen die Kühe. Ich habe gefragt, was sie mit den Kühen machen, ob sie die essen, denn ihre Milch trinken tun sie ja nicht. Die Antwort: Weder noch. Die Kühe sind einfach Geld auf 4 Beinen. Sie sollen Babys bekommen, um noch mehr Geld auf 4 Beinen zu sein. Man kann eine Kuh für etwa 4.000 Dollar verkaufen. (Wenn ich mich recht erinnere. Auf jeden Fall mega viel Geld!) 

Nachdem ich rumgeführt wurde, kam Pisey und ich lernte seine Familie kennen. Pisey ist zwar Jhonys Cousin, aber sie wohnen in zwei unterschiedlichen... Höfen. Piseys Familie hat ebenfalls drei Häuser: Eins gehört der Tante, eins der Großmutter, eins seiner Mutter. Seine Schwester ist noch viel zu jung für ein eigenes Haus. Die Mädchen sollen Zuhause bleiben, behütet bei der Familie. Sie sind die Erben, ihnen werden die Häuser übergeben. Die Jungs gehen in die Stadt zum studieren. So hat es auch Pisey gemacht.  Mit 16 oderso ist er zusammen mit seinem Bruder und Cousins in die Stadt gezogen, um dort zur Schule zu gehen. Jetzt geht er nicht mehr zur Schule, sondern arbeitet. Money Money Money. 

Dieser Ausflug war ein ganz besonderer. Normalerweise wenn ich unter Fremden bin, fühle ich mich irgendwie unwohl oderso. Ein bisschen verklemmt, nicht ich selbst. Aber in diesem Dorf... Von Anfang an habe ich mich unglaublich wohl gefühlt. Und alle waren so normal zu mir. Ich habe sofort dazu gehört, und ich habe mich auch so gefühlt. Piseys Familie ist mega toll. Ich habe alle möglichen Dinge zu essen bekommen, und hätte beinah halbausgebrütete Küken gegessen, konnte aber doch noch rechtzeitig ablehnen. Zusammen haben wir unter einem Fan unter dem Haus der Tante auf dem Holztisch gesessen und sie haben (deutsches) Bier getrunken und ich bin stark geblieben und habe nichts getrunken (trinke nur ein mal die Woche) und haben geredet. Natürlich haben vorwiegend sie geredet, sooo gut ist mein Khmer dann doch noch nicht, aber ich habe viel und gespannt zugehört und einfach sooooo tolle, witzige, liebe Menschen kennen gelernt!! Uns ist aufgefallen, dass mein Name „KnongLahn“ ist = „In Car“ = „In Ka“ = „Inka“. Im Laufe der Zeit kamen und gingen die Leute: Cousins, Cousinen, Onkel, Tanten, Freunde, alles dabei. Zu uns an den Tisch zum Biertrinken sind aber nur die Männer gekommen. Keine Frauen, außer ich halt. Als es dann 8PM wurde, haben wir uns alle zusammen aufgemacht zum Theater. Es war so beeindruckend. Die ganze Wiese war voll mit Menschen und Essensständen und Spielbuden und Karussells und hinten war eine große schöne Bühne. Auf dem Weg dorthin kamen wir an dem Waffelstand von Piseys Cousinen vorbei und ich habe ein paar Waffeln for free in die Hand gedrückt bekommen. Wir setzten uns zwischen die anderen Menschen und aßen megaleckeres Popcorn und Nüsse, während wir gespannt das Theater verfolgten. Das Bühnenbild war unglaublich faszinierend und noch faszinierender war es, wie herzlich und ausgelassen alle Menschen um mich herum lachten, wenn die Kleinwüchsigen auf der Bühne einen Witz machten. Ich saß dort und habe mich umgeschaut und gelauscht und war einfach sooo glücklich. Auf dem Weg nach Hause haben wir die Waffel-Cousinen eingesammelt und die Jüngste hat sich wie eine kleine Schwester an mich gehängt und Arm in Arm sind wir nach Hause gelaufen und haben uns auf Khmer und Englisch unterhalten. Ich sollte mit Piseys Schwester und Cousinen im Haus der Tante schlafen. Ich bekam ein Tuch, um ins Badezimmer zu gehen und mich abzuduschen. Das Badezimmer ist ein extra Raum abgelegen hinter den drei Häusern. Ein Raum mit einem kleinen … Plumpsklo??? Keine Ahnung, dieses Loch im Boden einfach und daneben ein großes Becken mit Wasser und einer Schüssel um das Wasser herauszuschöpfen. Außerdem hängt an der Wand ein Waschschwamm, eine Zahnbürste, Zahnpasta und darunter ist der Abfluss. Ich habe mich mit Hilfe der Schüssel komplett nass gemacht und ohne mich abzutrocknen meinen Schlafanzug wieder rübergezogen. Dann einfach die Zähne geputzt und in Richtung des Abfluss ausgespuckt, mit der Schüssel Wasser nachgespült, blitzeblank pikobello erfrischt und bettfertig. Wozu braucht man eine Dusche aus.. Platik oder aus was die gebaut wird, für die das Wasser erst mithilfe von Energie hochgepumpt werden muss? Wozu braucht man ein Waschbecken, das aus irgendeinem Material hergestellt werden muss und wo das Wasser ebenfalls erst den Hahn hoch kommen muss? Ganz im Ernst! Brauch man nicht! Ich war von dieser Einfachheit so fasziniert. Zurück im Haus der Tante liegen die drei Mädchen schon im Bett, eine links außen hingequetscht, zwei rechts außen hingequetscht, damit ich in der Mitte schön viel Platz mit der schönsten der drei Decken habe. Als ich meinte, sie können ruhig zurückrutschen, ich brauche nicht so viel Platz, meinten sie, es sei kein Problem. Also legte ich mich auf die Matratze mit den Strohmatten drauf und zog die Decke über mich, denn mit den feuchten Klamotten und dem Fan war es angenehm kühl. Im Laufe der Nacht hat meine kleine Schwester sich dann doch noch an mich rangekuschelt :3 ES WAR SO TOLL!!! Warum habe ich keine kleine Schwester man! XD Ich war einfach so glücklich. Am nächsten Morgen wachte ich alleine im Bett auf, die Mädchen waren schon um 5 in der Früh aufgestanden. Nach einer Dusche wurde ich wieder überfüttert und habe noch die Familie und Häuser von der Waffelcousine kennengelernt, auch mit denen konnte ich mich unterhalten, als hätte ich nie Angst vor Fremden gehabt, als würde ich mein Leben lang schon ohne Scheu mit fremden Leuten reden können. Ich war von mir selbst überrascht. Außerdem bin ich noch mit Pisey auf das Feld seiner Familie gefahren, wo sie Honigmelonen anbauen. Davon hab ich dann auch prompt nen ganzen Sack geschenkt bekommen, den ich irgendwie auf meinem Moto nicht nur nach PP City, sondern eine Stunde weiter zu SCAO2 fahren musste. Bevor es endgültig nach Hause ging, musste ich noch bei Jhonys Familie vorbei, um meinen Helm und eigentlich auch ihn einzusammeln, aber weil Pisey und sein Vater Trödeltanten sind, waren wir viel zu spät und Jhony war schon weggefahren. Seine Schwester allerdings hat mich im Spaß böse begrüßt und gefragt, wo ich denn meine Nacht verbracht hätte, weil eigentlich geplant war, dass ich bei ihnen schlafe, hahah. Naja, wir sind also viel zu spät los und dementsprechend in einem ziemlichen Tempo gefahren, was meine Melonen in dem Reissack nicht soo gut überlebt haben. Ich bin dann auch viel zu spät zur Preschool erschienen, aber Anna hat mir verziehen und wir haben zermatschte Honigmelonen mit Zucker gegessen und ich war einfach soooo glücklich, diesen Ausflug mitgemacht zu haben. Für Khmer New Year im April hatte Jhony mich auch schon gefragt ob ich mit ihnen in der Countryside feiern will, aber damals war ich zu schüchtern und dachte, dass er da sicher seine eigenen Freunde hat und ich nicht stören will und mich unwohl fühlen würde und bla bla bla. Und diesmal hab ich einfach ja gesagt und es war so toll. EINFACH MACHEN, MEINE FREUNDE!! 

Freitag, 03.06.16

Ausflug zur Countryside

Hey meine Lieben, 

hier mal wieder Neuigkeiten von mir. Nur ne kleine Geschichte, Updates über mein sonstiges Leben kommen sicher noch :P

Damit ihr überhaupt Bilder zu sehen bekommt, hier eine Kostprobe von meinem Urlaub: Besuch in Kuala Lumpur, Malaysia bei meinem Freund Gaia ^-^

Liebe Grüße, ich hoffe ihr seid alle wohlauf und munter!

Eure Inka

 

Ich bin umgezogen. Naja, nicht wirklich umgezogen, alle meine Sachen sind noch immer in SCAO1. Aber ich habe meinen Arbeitsplatz gewechselt. Ich arbeite nun nicht mehr in dem Vorstadtsdistrikt „Russey Keo“, sondern im Dorf „Som Rhoung“. Warum? Weil meine Kollegin Anna dort sonst ganz alleine leben würde. Alleine mit dem Khmer-Haushälter Sovanred. Besuch bekommen die zwei von der Khmer-Köchin Rann und den beiden irischen Freiwilligen Lia und Lianne. Sowieso den Khmer-Lehrern Vibol, Oudom und Daro. Doch wirklich dort leben und schlafen tun nur Anna und Sovanred. Also habe ich mich bereit erklärt, für einen Monat auf die Countryside zu ziehen, um soziale Gesellschaft zu leisten, ich wollte das Dorfleben sowieso mal ausprobieren. Mehr Lehrer sind an der Schule allerdings nicht wirklich nötig. Momentan unterrichte ich zusammen mit Anna die Preschoool am Morgen, warte am Nachmittag auf einen Mönch, der leider nicht mehr erscheint, und unterrichte danach eine Elementary-Class mit 5 lustigen Schülern.

Bis vor kurzem noch hat Sovanreds Familie ebenfalls in SCAO2 gewohnt. Seine Frau Da und seine beiden Söhne, 4 Jahre und 5 Monate alt. Doch Da wollte zurück zu ihrer Familie in die „Kandal“-Provinz, um dort zur Hairdresserin ausgebildet zu werden. Bis ihre Ausbildung soweit abgeschlossen ist, dass sie eigenes Geld verdienen kann, wird es wohl noch ungefähr 2 Jahre dauern. Für diese zwei Jahre bleibt Sovanred bei SCAO, um Geld für die Familie zu verdienen.

Seitdem Da und die zwei Kinder Anfang April umgezogen sind, hat Sovanred sie nicht mehr gesehen, er hat kein Moto. Ich fragte ihn, wann er sie wohl das nächste Mal besuchen würde, er meinte vielleicht nächstes Jahr in den „Khmer New Year“- Ferien (Mitte April). Ich fand die Vorstellung schrecklich. Diesen Mittwoch war „International Children's Day“, Feiertag in Kambodscha, kein Unterricht. Ich schlug ihm vor, Da zusammen einen Besuch abzustatten (denn ich habe ein Moto) und er war so sehr einverstanden, dass er die Nacht von Dienstag auf Mittwoch nicht schlafen konnte.

 

Um 6 in der Früh machten wir uns auf den Weg. Gestartet in Som Rhoung, nördlich von Phnom Penh, durch Russey Keo, immernoch nördlich von Phnom Penh, mitten durch die Hauptstadt hindurch und im Süden wieder raus. Die nächsten anderthalb Stunden fuhren wir über halbfertige Straßen, die so staubig waren, dass man das Licht anmachen musste, um die anderen Verkehrsteilnehmer zu sehen. Da's Familie wohnt an einem großen Fluss. Die Straße verläuft parallel zu diesem, und trennt den Fluss von den großen Farmen, auf der anderen Seite der Straße. Um das Wasser vom Fluss zu den Farmen zu kriegen, werden alle paar hundert Meter Brücken gebaut. Seit 2 Jahren ist diese Strecke eine einzige ellenlange Baustelle.

Nach 2 Stunden Fahrt gab es gekochte Eier mit Salz zum Frühstück, zusammen mit Sugarcane juice, mhh~.. Nach einer weiteren Stunde verließen wir endlich die große Straße, und waren angekommen.

„Pa!!!“ wurden wir begrüßt und freudig wurden die Geschenke ausgepackt und sofort bespielt. Da lebt zusammen mit ihren Eltern, ihrer Schwester und ihrem Bruder. Da's Schwester hat ebenfalls 2 Kinder, doch ihr Ehemann ist eines Tages einfach nicht mehr wieder gekommen, so ist sie zurück zur Familie gekehrt. Als wir ankamen, waren alle Erwachsenen gerade damit beschäftigt, Bananenkuchen vorzubereiten. Dazu haben sie ein quadratisches Bananenblatt, auf das sie Reis und Kokosraspeln schmieren, dann kommen 2 Bananen rauf und es wird zusammengerollt, zusammengebunden, und als 5er-Pack in einem riesigen Topf gekocht. Am Morgen des nächsten Tages werden sie auf dem Markt als Snack verkauft.

Nach der Begrüßung bin ich zusammen mit Sovanred und seinen Söhnen spazieren gegangen, am Fluss entlang auf einer kleinen Straße. Alles war schön, sehr grün, denn in dieser Region des Landes regnet es mehr, als da, wo ich herkomme. Nach einer kurzen Pause überquerten wir dann mit dem älteren Sohn und Da's Bruder die Straße, um weg vom Fluss, hoch zu den Farmen zu fahren. Der Weg war voller Schlag- und Matschlöcher und mir tat es im Herzen weh, das meinem Moto antun zu müssen. Da's Familie besitzt ein Grundstück, auf dem sie einige Obstbäume haben. Unter anderen Mangobäume, die anderen kann ich nicht benennen, aber ihr Früchte schmecken süß. Noch weiter weg vom Fluss haben sie ein weiteres Feld, wo sie Mais anbauen. Ihre Nachbarn haben unter anderen French Beans und Cucumbers (die Gewächse kannte ich schon aus unserem deutschen Gewächshaus), und außerdem Longbeans, die ich besonders mag. Ein Kilo Longbeans kostet auf der Farm 25 Cent. !!!

Wieder Zuhaus hat Da das Essen serviert und nach dem Essen haben wir uns alle einfach ausgeruht. Die Kinder haben mit den Treckern gespielt, die Eltern haben Fotos von ihren Kindern gemacht, und ich habe einfach geschlafen. Nach der Mittagspause sind wir mit meinem Moto, Sovanred, Da und ich zum Markt gefahren, um nach einem kleinen Tisch für den Sohn zu suchen. Da hat mir ihren Shop gezeigt, in dem sie Hairdressing und Makeup lernt, und wir haben ein Hüpftier für Visal gefunden, aber keinen Tisch. Ich habe wieder ein paar Leute mit meinem Khmer erfreut und dann ging es auch schon mit einem süßen Kaffee wieder zurück.

Dort durfte ich die inzwischen fertig gekochten Bananencakes probieren und habe mich mit dem 13-jährigen Nachbarn unterhalten. Er konnte ziemlich gutes Englisch und im Khmenglisch hat er mir erzählt, dass er in 5 Tagen nach Amerika geht, zu seiner Tante, um dort für ein paar Jahre zu leben. Er spricht Khmer, Englisch, Chinesisch und ein bisschen Französisch. Er hat mir versucht, wieder beizubringen, wie man auf französisch bis 20 zählt, aber ich hab's echt nicht mehr hingekriegt... Außerdem hat er mir erzählt, dass wir uns so weit süd-östlich befinden, dass es bis zur vietnamesischen Grenze genauso weit ist, wie nach Phnom Penh. Ich besitze im Moment leider kein Handy, und konnte deshalb nicht auf Googlemaps checken, wo genau wir uns auf der Karte befinden..

Nachdem wir den Regen abgewartet haben ging es mit einem dicken Reissack voll Mangos für Sovanred und mich wieder nach Hause. Die Straßen waren nun noch glitschiger als vorher, aber das Muster war mir vertraut und wir kamen wesentlich schneller voran, als auf dem Hinweg. Allerdings waren wir dermaßen verdreckt, dass wir bei SCAO1 einen Zwischenstopp einlegten, damit ich mich duschen und umziehen konnte. Todesmüde kamen wir um 8 wieder Zuhause an, und fielen einfach in unsere Betten.

Ich bin froh, dass ich Sovanred diesen Besuch ermöglichen konnte und froh, wie viel Neues ich wieder gesehen habe. Und froh über die Driving-Skills, die ich dazu gelernt habe.

 

Warum habe ich leider, leider keine Fotos? Weil ich momentan kein Handy besitze. Warum besitze ich schon wieder kein Handy? Weil die Diebe unserer Nachbarschaft eine Goldgrube entdeckt haben: Unser Haus. Letzte Woche Mittwochnacht wurden mein Handy und meine Tasche mit Geld und Moto-ID-Card gestohlen. Sie sind wohl die Wand zu meinen Fenstern hochgeklettert und hatten lange Arme (ich habe auch lange Arme), mit denen sie meine Sachen stehlen konnten, während ich direkt daneben schlief. Diese Woche sind sie dann ins Haus eingebrochen, haben die Scheibe unserer Küchentür einfach rausgenommen. Ich wurde diesmal verschont, aber sie sind in Lucy's Zimmer und haben ihren Laptop geklaut und Gwen's Moto mitgenommen. Keine Ahnung, wieso meins noch da ist, das ist eigentlich wertvoller als Gwens... Vielleicht werden wir uns jetzt einen Security Guard anschaffen müssen.